„Es geht um die Welt“
Positionspapier der Teilnehmenden des Dialogtags
zum Dritten Engagementbericht
Am 2. Juli 2019 veranstaltete die Geschäftsstelle des Dritten Engamentmentberichts einen Dialogtag, an dem 13 junge Engagierte aus verschiedenen Kontexten teilnahmen.
Das Ergebnis der Arbeit dieses Tages ist das folgende Positionspapier, das aus Mitschriften von Diskussionen und Arbeitsgruppen durch die Geschäftsstelle am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft zusammengestellt wurde. Die Aussagen dieses Papiers sowie einzelne Zitate beziehen sich demnach auf die Aussagen der Teilnehmenden.
Stimmen vom Dialogtag #JugendMACHT
Wie hat den Jugendlichen der Dialogtag #JugendMACHT gefallen? Welchen Forderungen rund um das Engagement möchten sie besonderen Nachdruck verleihen? Einige Teilnehmende ziehen am Ende des Dialogtags ein Fazit. In diesen kurzen Videostatements erzählen sie, welche Themen ihnen persönlich wichtig sind.
Am 2. Juli 2019 veranstaltete die Geschäftsstelle des Dritten Engamentmentberichts einen Dialogtag, an dem 13 junge Engagierte aus verschiedenen Kontexten teilnahmen.
Das Ergebnis der Arbeit dieses Tages ist das folgende Positionspapier, das aus Mitschriften von Diskussionen und Arbeitsgruppen durch die Geschäftsstelle am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft zusammengestellt wurde. Die Aussagen dieses Papiers sowie einzelne Zitate beziehen sich demnach auf die Aussagen der Teilnehmenden.
Stimmen vom Dialogtag #JugendMACHT
Wie hat den Jugendlichen der Dialogtag #JugendMACHT gefallen? Welchen Forderungen rund um das Engagement möchten sie besonderen Nachdruck verleihen? Einige Teilnehmende ziehen am Ende des Dialogtags ein Fazit. In diesen kurzen Videostatements erzählen sie, welche Themen ihnen persönlich wichtig sind.
Die Idee
Unterrichtseinheiten über und mit Engagement sollen ein Bestandteil des Schulunterrichts werden. Die Teilnehmenden schlagen vor, dass eine Netzwerkstelle an Schulen geschaffen wird, die sich mit lokalen gemeinnützigen oder politischen Organisationen, NGOs oder Bewegungen des Engagements vernetzt, um diese im Unterricht und an Projekttagen vorzustellen und gemeinsam praktische Kennenlern-Projekte zu realisieren. Schule sollte nicht durch das Schulgebäude begrenzt sein, sondern das Lernumfeld sollte einbezogen werden.
Es müsse mehr Grünflächen, offene Räume und damit verbunden flexiblere Unterrichtsformate geben.
Morgens sollte man erst mal ankommen können - nach Beginn der Schule sollte es etwas Zeit geben, um in Ruhe zu meditieren, zu lesen oder Musik zu hören. Zu lernen bei sich selbst anzukommen, wäre eine wichtige Fähigkeit, die auch in der Schule vermittelt werden sollte und für die Aufnahmefähigkeit positive Effekte habe.
Die Ideen
Die Politik (beispielsweise in Form der Ministerien oder der Kommunalpolitik vor Ort) sollte in ihrer Öffentlichkeitsarbeit stärker auf junges Engagement eingehen und dieses durch Auszeichnungen oder Preise loben oder ehren - dies gäbe es bereits mancherorts, diese Anerkennungskultur müsse aber viel stärker werden.
Bestehende Freiwilligenkarten, wie beispielsweise die Ehrenamtskarte in Berlin, werden kaum genutzt und sind von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Dadurch bringen sie in der Erfahrung der jungen Engagierten kaum Vorteile. Sie sollten, wie die Juleica (die Jugendleiter*innen Card), deutschlandweit funktionieren und niedrigschwellige Modelle für junges Engagement bieten (200 Stunden im Jahr sind für Schüler*innen oder Studierende kaum schaffbar). Es sollte einen einheitlichen Ehrenamtsausweis für ganz Deutschland geben, wobei die Länder sich jeweils darum kümmern, welche Vergünstigungen in ihrer Region angeboten werden.
Prüfungen (wie die Präsentationsprüfung im Abitur) sollten sich auch auf ein selbst durchgeführtes fachrelevantes Engagmentprojekt beziehen können, welches verschriftlicht wird und im Vortrag erläutert werden kann.
Engagement könnte auch formal eine höhere Rolle bei der Vergabe von Lehrstellen und Studienplätzen spielen.
Die Ideen
Besonders unzufrieden sind die jungen Engagierten mit den Anträgen für Förderungen: Diese verschlingen sehr viel Arbeit, die sonst ins Engagement fließen könnte. Bei einer Absage fehlen Geld und Zeit gleichermaßen. Anträge sollten weniger bürokratisch, kürzer und einfacher gestaltet werden.
Darüber hinaus wünschen sich die Teilnehmenden ein vorgelagertes Interessenbekundungsverfahren, das dialogischer arbeitet und schneller klar werden lässt, ob eine Initiative für eine Förderung geeignet ist und was erfüllt sein muss, um sie zu erhalten.
Ein weiter wichtiger Punkt wäre es, die Dokumentation von Förderprojekten oder Initiativen zu erleichtern. Hier seien es beispielsweise Forderungen wie quantitative Nachweise für Erfolg, die die Dokumentation sehr aufwendig machen. Auch qualitative Fortschrittsbelege sollten hier anerkannt werden. Hier wäre es ebenso wichtig, dass “Scheitern” neu definiert wird und es bei jungem Engagement einen stärkeren Geist gibt, statt nur auf sicheren, messbaren Erfolg hinzusteuern, auch Neues auszuprobieren. Dafür sollte es eine entsprechende Förderung geben.
Kooperationen sollten in diesen Förderangeboten nicht verboten, sondern im Gegenteil erwünscht und unterstützt werden.
Öffentliche Projekte sollten stärker angehalten werden, ihre technischen Werkzeuge in offenen Formaten zu entwickeln, zu nutzen und Produkte zur öffentlichen Verfügung stellen zu müssen. So können diese unter öffentlichen Lizenzen von anderen Initiativen weiter genutzt werden.
Generell könnte Förderung damit nicht nur finanzieller Art sein, sondern auch in Daten, Beratung und Austausch zum Ausdruck kommen.
Engagement an der Hochschule (beispielsweise im AStA) erlaubt den längeren Bezug von BAföG von 1-2 Semestern. Nach dem selben Prinzip könnten auch andere Formen des Engagements, die außerhalb der Hochschule stattfinden, durch längere Bezüge gefördert werden.
Wichtig ist den Teilnehmenden ein Verbot, Projekte - vor allem im Bereich der Demokratieförderung - einem Screening durch den Verfassungsschutz zu unterziehen. Dies zerstöre wechselseitiges Vertrauen und sei eine abschreckende Hürde, sich überhaupt zu bewerben.
Letztlich sehen die Teilnehmenden es als Problem, dass Förderentscheidungen abhängig von aktueller Politik und Regierungszusammensetzung sei. Hier bräuchte es unabhängige Abteilungen, die die Fördergelder verteilen.
Die Ideen
Vereine und Stiftungen sollten einen Kodex für Vielfalt und einen Code of Conduct in ihrer Organisation unterzeichnen und umsetzen. Die Politik könnte hier unterstützen, indem sie mehr Bewusstsein über das Problem der fehlenden Diversität in Engagementorganisationen schafft und Vorschläge für solch einen Kodex und Code of Conduct bereitstellt. Diesem können sich Engagementorganisationen anschließen oder auf dessen Basis eigene Kodizes entwickeln.
Unabhängig von sonstigen Vereins- oder Organisationszwecken, sollten sich alle im Engagementsektor offen zu einer solidarischen, offenen und gleichberechtigten Gesellschaft bekennen. Dieses Bekenntnis sollte gleichsam eine Förderbedingung sein.
Antidiskriminierungsstellen des Bundes sollten spezielle Beratungsangebote für Vereine und Engagementorganisationen anbieten, die helfen mit Diskriminierung intern umzugehen oder ihr vorzubeugen.
Im Engagement sollten sich Organisationen mit verschiedensten Zwecken (von Sport bis Kultur) für Aktionen gegen Fremdenhass und Diskriminierung zusammenschließen. Diese können analog wie digital gestaltet werden. Es gibt hier zahlreiche Beispiele, wie den unfreiwilligen Spendenlauf gegen Rechts in Wunsiedel, oder digitale Initiativen von Reconquista Internet bis ichbinhier, mit denen Kooperationen wünschenswert sind. Gerade soziale Medien können ein wichtiges Instrument des Antifaschismus sein, um kollektiv gegen Hass und Diskriminierung aufzutreten und ein offenes und tolerantes Weltbild entgegenzuhalten.
Im Fall von Diskriminierung brauchen Organisationen klare Strukturen der Sanktion. Beispielsweise aus den Erfahrungen der Jugendfeuerwehr berichten Teilnehmende, dass man dort sofort handle und beispielsweise mit disziplinarischen Verfahren auf Fremdenhass reagiere.
Weiter müsse Engagement für unterrepräsentierte Gruppen attraktiver gestaltet werden, wie durch konkrete finanzielle Förderung post-migrantischer Engagement-Initiativen. Gerade für Benachteiligte sei es wichtig, eine Niedrigschwelligkeit für den Start ehrenamtlicher Tätigkeiten zu schaffen, auch durch finanzielle Förderungen oder Aufwandsentschädigung.
Schulen hätten in der Prävention und im Engagement gegen Extremismus eine wichtige Rolle. Wichtig sei, dass fremdenfeindliche Rede oder Taten an Schulen sofort thematisiert würden und Gegenrede geleistet wird oder auch Sanktionen folgen. Gerade jene, die nicht selbst Opfer von Diskriminierung werden, müssten sich zu Wort melden, dabei aber stets beachten, dass sie nicht für Betroffene sprechen, sondern diese lediglich unterstützen können. Die Teilnehmenden sehen bei Lehrenden als indirektes Vorbild eine wichtige Funktion. Im Sinne des Neutralitätsgebots und einer unparteiischen Vermittlung von Lehrinhalten sind Lehrende angehalten, nach freiheitlich demokratischer Grundordnung zu unterrichten. Fremdenhass und Diskriminierung sollten im Unterricht daher keinen Platz finden.
Die Ideen
Die Teilnehmenden plädieren für eine Förderung, die Vernetzung von Organisationen im jungen Engagement ermöglicht. Sie fordern hauptamtliche Stellen (besetzt mit jungen Engagierten), die als Anlaufstelle die Vernetzung der jungen Engagementszene vorantreibt, Projekte und Veranstaltungen koordiniert und kollektive Meinungsbildungsprozesse organisiert. Diese könnten sich beispielsweise in regelmäßigen Positionspapieren des Netzwerkes niederschlagen. Diese Vernetzung würde sicherlich auch dabei helfen, das Engagement von jungen Menschen zu professionalisieren und klare Positionierungen sichtbar werden zu lassen, die im politischen Diskurs anschlussfähig sind.
Eine weitere Forderung ist die Einrichtung eines Jugendrates, der lokal auf Länderebene und ebenso auf Bundesebene in das politische System integriert wird. Der Jugendrat soll nicht - wie bestehende Initiativen in der Wahrnehmung der Teilnehmenden - eine Scheinbeteiligung darstellen, sondern für die Politik verbindliche Einflussnahme haben.
Eine Möglichkeit, mehr Austausch zwischen Jugend und Politik zu ermöglichen liegt in der Verwendung klarer und verständlicher Sprache für politische Prozesse und Debatten. Allein komplizierte Sprache ist für viele junge Menschen eine Hürde zur aktiven Beteiligung.
Die Teilnehmenden begrüßten ihre Mitsprache und Einbeziehung in die Arbeit des Engagementberichts. Sie halten es für wichtig, sicherzustellen, dass in allen Bundesberichten, die die Themen der Jugend berühren - wie beispielsweise auch den Jugendbericht - junge Menschen in die Berichtsarbeit einbezogen werden.